Prof. Dr. Dr. Hans Joosten – Preisträger 2013
Hans Joosten, Greifswalder Professor für Moorkunde und Paläoökologie, ist ein Kraftpaket der globalen Moorforschung: Mit Wathosen im Gelände, im Hörsaal oder auf Sitzungen internationaler Gremien kämpft er seit Jahren für die weltweite Erforschung und den Schutz von Mooren gegen Klimawandel, Bodendegradierung und den Verlust von Land und Biodiversität. Für sein Engagement wurde er 2013 mit dem CULTURA-Preis ausgezeichnet.
Die Bedeutung der Moore ist noch weitgehend unbekannt: Obwohl degradierte Moore lediglich 0,3 % der Erdoberfläche ausmachen, sind diese verantwortlich für fast sechs Prozent der vom Menschen weltweit verursachten CO2- Emissionen. Sie sind somit Hotspots der Klimaerwärmung. Gleichzeitig speichern intakte Moore doppelt so viel Kohlenstoff wie der gesamte Waldbestand der Erde. Moore sind die letzte Wildnis des Planeten, Refugien der Biodiversität und bedeutende Wasser- und Treibhausgasspeicher. Sie sind stark bedroht durch Entwässerung, Landwirtschaft und Abholzung.
Hans Joosten erbrachte mit seiner Arbeitsgruppe nicht nur herausragende wissenschaftliche Forschungsleistungen zu Mooren von Sibirien bis zum Senegal, Cuba bis China, den Anden bis Australien sondern auch großen politischen Einsatz. Als Experte der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC – United Nations Framework Convention on Climate Change) erwirkte er 2011 die Aufnahme von Moor-Wiedervernässung als Aktivität unter dem Kyoto- Protokoll. Für den Weltklimarat (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) arbeitet er mit an den Richtlinien zur Einschätzung der Treibhausgasemissionen aus Mooren weltweit. Mit der Welternährungsorganisation (FAO – Food and Agricultural Organisation) arbeitet er an Konzepten zu nachhaltiger und umweltverträglicher Moorbewirtschaftung, wie die Paludikultur.
Mit MoorFutures entwickelte Joosten Instrumente zur CO2-Bilanzierung und Finanzierung von Wiedervernässung. Als Generalsekretär der International Mire Conservation Group (IMCG) und Beirat der Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur steht er im Zentrum eines weltweiten Netzwerks zu Schutz, Nutzung und Erforschung der Moore.
Seit 2008 hält der 58-Jährige eine außerordentliche Professur für Moorkunde und Paläoökologie an der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald. Joosten, der „alles, was mit Mooren zu tun hat“ auch als sein Hobby bezeichnet, hat Greifswald zu einer weltweit bekannten Schaltstelle für Moorkunde und Moorschutz ausgebaut. Sein Lebenswerk möchte er mit dem Aufbau eines Internationalen Moorkompetenzzentrums vervollständigen. Denn für Moor- und Klimaschutz mahnt er die Öffentlichkeit: „Wir müssen dringend handeln. Die Zukunft der Moore der Welt muss nass sein!“
Die Preisverleihung fand am 30. August 2013 in der Aula der Universität Greifswald statt.
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Hans Joosten, Greifswalder Professor für Moorkunde und Paläoökologie, ist ein Kraftpaket der globalen Moorforschung: Mit Wathosen im Gelände, im Hörsaal oder auf Sitzungen internationaler Gremien kämpft er seit Jahren für die weltweite Erforschung und den Schutz von Mooren gegen Klimawandel, Bodendegradierung und den Verlust von Land und Biodiversität. Für sein Engagement wurde er 2013 mit dem CULTURA-Preis ausgezeichnet.
Über den CULTURA-Preis
Der CULTURA-Preis wird seit 2008 europaweit für innovative und beispielhafte Arbeitsansätze auf den Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie den damit verbundenen Wissenschaften verliehen. Die ausgezeichneten Leistungen sollen in der Regel nicht länger als fünf Jahre zurückliegen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
Bis zum Jahre 2007 hat die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. die dominierenden, ökologiebasierten Landnutzungsformen – also die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, den Naturschutz und die damit verbundenen Wissenschaften – mit separaten Preisen bedacht. Im Zuge einer Neuorientierung ihrer Arbeit hatte sich die Stiftung entschlossen, die drei genannten Landnutzungsformen in einer Art Synthese zusammenzufassen und unter dem Begriff einer „zukunftsgerechten Landnutzung“ mit einem neuen Preis gemeinsam zu fördern.
„Zukunftsgerechte Landnutzung » meint im Kontext dieses Preises eine Landnutzung, die den zukünftigen Ansprüchen der Gesellschaft, aber auch den zukünftigen Entwicklungen der Ökosysteme so weit wie möglich gerecht wird. Prämiert werden daher Forschungsarbeiten, die weit über die Grenze der jeweils eigenen Fachdisziplin und des jeweils eigenen Politiksektors hinaus reichen. Dabei kann der fachliche Fokus des Preises von Jahr zu Jahr durchaus bei einer der drei genannten Landnutzungsformen liegen; im Idealfall aber soll die Arbeit des Preisträgers oder der Preisträgerin keiner traditionellen Landnutzungsform ausschließlich zugeordnet werden können.
Zum Namen des Preises
Das lateinische Wort cultura hat mehrere Bedeutungen:
1. Meint cultura die Pflege und sorgsame Bewahrung eines anvertrauten Gutes – hier dürfen wir also durchaus an den Naturschutz denken.
2. Meint cultura die pflegliche Bearbeitung und Bestellung von Natur und Landschaft, also den Ackerbau und den Waldbau – noch allgemeiner dürfen wir folglich an die Land- und Forstwirtschaft denken.
3. Meint cultura die Kultur im gängigen Verständnis – heute vielfach im Gegensatz zur unberührten Natur. Der Preis will im Sinne der erwähnten Synthese der Landnutzungsformen dazu beitragen, diesen Gegensatz zu überwinden.
4. Meint das Wort cultura die Ehrfurcht vor der Natur – ursprünglich im Sinne einer Gottheit – sowie die Respektierung der Schöpfung und der ihr innewohnenden Regeln. Auch hier scheint folglich die Synthese zwischen den Nutzungsformen auf. Stiftungsrat und Stiftungsvorstand der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. haben diese Namensgebung sehr bewusst für den Preis beschlossen, denn mit dem CULTURA-Preis soll gezielt ein in mehrfacher Hinsicht „integraler“ Ansatz der Landnutzung verfolgt werden: im unmittelbaren Management der Flächen ebenso wie in der politischen Auseinandersetzung um Konkurrenz und Vorrang der verschiedenen Landnutzungsarten.
Preiskuratorium
- Prof. Dr. Christian Ammer, Göttingen (Vorsitzender)
- Prof. Dr. Nicola Fohrer, Kiel
- Prof. Dr. Daniela Kleinschmit, Freiburg
- Prof. Dr. Johann Schreiner, Schneverdingen
- Prof. Dr. Uta Steinhardt, Eberswalde
- Prof. Dr. Joseph-Alexander Verreet, Kiel
Preisträger seit 2008
- Preisträger 2016: Prof. Dr. Robert Arlinghaus
- Preisträger 2015: Prof. Dr. Marcin Pietrzykowski
- Preisträgerin 2014: Prof. Dr. Alexandra Klein
- Preisträger 2013: Prof. Dr. Dr. Hans Joosten
- Preisträger 2012: Dr. Peter Meyer
- Preisträger 2011: Dr. A. Gonçalo Beja-Pereira
- Preisträger 2010: Dr. Jörg Müller
- Preisträger 2009: Prof. Dr. Jan Stenlid
- Preisträgerin 2008: Dr. Angela Karp