Von Erinnerungen und Europa-Verbundenheit
Das Alfred-Toepfer-Stipendium wurde von 1996-2013 an Studierende unter 30 Jahren aus Mittel- und Osteuropa vergeben, die ihren Studienabschluss an einer Hochschule in Deutschland vorbereiteten. Auch deutsche Studierende konnten sich um die Förderung eines Studien- oder Forschungsaufenthalt in den Ländern Mittel- und Osteuropas bewerben. Wojciech Parchem war 1997/1998 Stipendiat des Programms und berichtet uns über 20 Jahre später von einem langjährigen Wiedersehen, von wiederkehrenden Erinnerungen und von einem Gefühl der Europa-Verbundenheit.
Ein Bericht von Wojciech Parchem
Im Studienjahr 1997/1998 gab es zwei Stipendiaten des Alfred-Toepfer-Stipendiums – Tomasz Konieczny und mich, beide Sänger aus Polen. Im Jahr 2021 kreuzten sich unsere Wege auf der Bühne der Polnischen National Oper in Warschau. Unsere gemeinsame Arbeit an der polnischen Uraufführung der Oper Cardillac von Paul Hindemith weckten bewegende Erinnerungen an die Zeit in mir, in der wir beide unsere berufliche Laufbahn begannen.

Wojciech Parchem und Tomasz Konieczny in „Cardillac” ©K. Bieliński
Sicherlich hat das Stipendium der Alfred Toepfer Stiftung meinen beruflichen Werdegang grundlegend beeinflusst. Neben der Möglichkeit einer intensiven Musikausbildung in Berlin hatte sie einen weiteren wichtigen Aspekt – die damals in Polen nicht vorhandene Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung. Die beruflichen Wege von Tomasz und mir entwickelten sich ab dem Studium sehr unterschiedlich. Tomasz konzentrierte sich auf seine Gesangskarriere und erreichte alles, wovon man nur träumen kann. Ich ergänzte meine musikalische Ausbildung durch ein Betriebswirtschafts- und Philologie-Studium und begann neben einer sehr erfüllenden Gesangskarriere eine Karriere im Managementbereich. Trotz unserer unterschiedlichen beruflichen Laufbahnen standen wir nun also über 20 Jahre später wieder vereint auf der Bühne der Polnischen Nationaloper. Ein wunderschöner gemeinsamer Rahmen zu unserer gemeinsamen Studienzeit.
Mein Studium in Berlin – nur möglich dank des Stipendiums - hat die Wahrnehmung meines Platzes in der Welt verändert. Ich habe gelernt, mich einer neuen Sprache, einer neuen Kultur, neuen Menschen zu öffnen. Durch mein Studium habe ich bis heute sehr enge Freunde in Berlin, die ich regelmäßig besuche. So wurde diese Stadt zu meiner zweiten (oder in meinem Herzen vielleicht ersten) Heimat. Seitdem fühle ich mich vollkommen europäisch. Ein Gefühl, was von Jahr zu Jahr wächst. Rückblickend weiß ich, dass dies ein großer Gewinn dieser wunderschönen Studienzeit im Jahre 1998 ist.