Max-Brauer-Preis 2020: Compagnia dell’Argine
Gelebte europäische Solidarität: Der Hamburger Max-Brauer-Preis geht in diesem Jahr ausnahmsweise nach Italien
Der Max-Brauer-Preis ehrt Persönlichkeiten oder Institutionen, die das kulturelle, wissenschaftliche und geistige Leben Hamburgs bereichern. In diesem Jahr hat das Preiskuratorium in Abstimmung mit den Gremien der Toepfer Stiftung beschlossen, den Preis einmalig und als besondere Geste an eine italienische Kultureinrichtung zu verleihen, um damit ein zwar kleines, aber dennoch sichtbares Zeichen europäischer Solidarität zu setzen.
Preisträgerin ist die freie Theaterkompanie Compagnia dell’Argine und ihr Teatro ITC in San Lazzaro. Der Ort liegt in der von der Corona-Pandemie schwer betroffenen Region Emilia-Romagna in Norditalien. Die aktuelle Situation ist auch eine Katastrophe für die Compagnie. Alle Aktivitäten – Theatersaison, Tournee der Vorstellungen, Workshops in und außerhalb der Schulen – wurden wegen der Pandemie eingestellt.
Für Micaela Casalboni, Leiterin und Gründerin der Compagnia dell’Argine, kam die Nachricht völlig überraschend und zugleich zum rechten Augenblick. “It is with a deep sense of gratitude, honour and happiness that we accept the Max-Brauer-Preis 2020. Both the meaning of this award and your decision of changing your rules to assign it to us are so meaningful and moving for all our company. In these tough times, it also represents somehow the appearance of a light at the end of this tunnel that we all European people are going through: a light of hope, resistance and resilience, a light of collaboration and solidarity through dialogue, culture and the arts.“
Ansgar Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Toepfer Stiftung betont: „Die Entscheidung, den Max-Brauer-Preis in die von der Corona-Pandemie am stärksten betroffene Region zu verleihen, folgt der Idee, als Zivilgesellschaft europäische Solidarität jenseits der eigenen, sich selbst gegebenen Regeln praktisch dort zu üben, wo sie besonders angezeigt scheint. Gerade der Toepfer Stiftung als europäischer Kulturstiftung steht es besonders gut an, einmalig und als Zeichen der Verbundenheit flexibel zu agieren und die europäische Kultur als Ganzes in den Blick zu nehmen. Natürlich ist auch eine Vielzahl Hamburger Kulturschaffender und Einrichtungen von der derzeitigen schwierigen Situation betroffen, aber der relative Reichtum der Stadt ermöglicht doch ungleich leistungsfähigere Rettungsschirme und Hilfsangebote, als dieses in anderen Teilen Europas möglich ist. Hier ein Signal des Teilens und Wahrnehmens zu setzen, war die Intention dieser außergewöhnlichen Preisvergabe.“
Staatsrätin Almut Möller, Bevollmächtigte des Senats beim Bund, bei der EU und für Auswärtige Angelegenheiten, erklärt: „Die Toepfer Stiftung hat eine exzellente und zugleich auch außergewöhnliche Entscheidung getroffen: Mit dem Max-Brauer-Preis 2020 ehrt sie das hervorragende kulturelle und gesellschaftliche Engagement der Compagnia dell’Argine aus Norditalien. Die Stiftung hilft damit in einer Region, in der Unterstützung und Ermutigung derzeit mindestens so wichtig sind wie hier bei uns in Hamburg. Das ist gelebter europäischer Zusammenhalt: nicht nur auf seinen eigenen Sprengel zu schauen, sondern sich auch für die Nachbarn einzusetzen. Diesen Zusammenhalt brauchen wir in der EU, um die derzeit wichtigste Herausforderung, die Covid-19-Pandemie, zu besiegen.“
Aufgrund der schwer prognostizierbaren Situation, wird die Verleihung des Max-Brauer-Preises an die Compagnia dell’Argine erst im nächsten Jahr stattfinden. Über das Preisgeld darf die Compagnie sich aber schon in diesen Tagen freuen.
Der Preis 2020 im Hamburg Journal
Das Hamburg Journal berichtete am 9. Mai über den Max-Brauer-Preis, der in diesem Jahr ausnahmsweise Hamburg verlässt: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Max-Brauer-Preis-verlaesst-ausnahmsweise-Hamburg,maxbrauerpreis102.html
Über den Preis
Der mit 20.000 Euro dotierte Max-Brauer-Preis wird seit 1993 an Persönlichkeiten und Einrichtungen der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen. Er ermutigt Akteure, die das kulturelle, wissenschaftliche oder geistige Leben Hamburgs mit ihrem Engagement prägen. Über die Auswahl der Preisträger entscheidet ein unabhängiges Kuratorium.
Kuratorium des Preises
Sabine Rossbach, Direktorin NDR Landesfunkhaus Hamburg (Vorsitzende) Dr. Linde Apel, Leiterin Werkstatt der Erinnerung, Forschungsstelle für Zeitgeschichte Dr. Jens Jeep, Notar, Notare am Rathausmarkt Cord Sürie, Bankhaus Lampe Dr. Lea T. Tezcan-Götz, Regierungsrätin Freie und Hansestadt Hamburg Michael Wendt, Geschäftsführer Stadtteil- und Kulturzentrum MOTTE
Geschichte des Preises
Der Max-Brauer-Preis wird seit 1993 vergeben. Er ist dem Andenken Max Brauers, dem letzten Oberbürgermeister von Altona vor 1933 und Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg nach 1946, gewidmet.