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Wie wir wirken

Max-Brauer-Preis 2020: Eine Preisverleihung in drei Akten

Prolog

Der Max-Brauer-Preis ehrt in der Regel Hamburger Persönlichkeiten oder Institutionen, die das kulturelle, wissenschaftliche und geistige Leben der Hansestadt bereichern. Im Frühjahr 2020 durchkreuzte die Corona-Pandemie diese Tradition und war Anlass, ein kleines, aber dennoch sichtbares Zeichen europäischer Solidarität zu setzen. Das Preiskuratorium beschloss in Abstimmung mit den Gremien der Toepfer Stiftung, den Preis einmalig und als besondere Geste an die zu diesem Zeitpunkt von der Corona-Pandemie am stärksten betroffene Region Europas zu verleihen: Emilia-Romagna in Norditalien. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, welch langer Weg vor uns lag, bis der Preis tatsächlich übergeben werden konnte.

Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. - Max-Brauer-Preis

Compagnia dell’Argine ©Luciano Paselli

1. Akt

Im Mai 2020 wurde die freie Theaterkompanie Compagnia dell’Argine und ihr Teatro ITC in San Lazzaro von der Nachricht überrascht, dass sie für ihr hervorragendes kulturelles und gesellschaftliches Engagement den Max-Brauer-Preis verliehen bekommt. Dieses Zeichen gelebter europäischer Solidarität wurde von Micaela Casalboni, der Leiterin und Gründerin der Theaterkompanie dankend angenommen. Da aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 leider keine Preisverleihung geplant werden konnte, wurde eine weitere Ausnahme beschlossen: Das Preisgeld wurde aufgrund der schwierigen Situation und der akuten Betroffenheit bereits vor der Preisverleihung vergeben.  

2. Akt

Im Sommer 2021 wurde hoffnungsvoll eine Preisverleihung für Dezember 2021 geplant. Die niedrigen Coronainzidenzen erweckten den Eindruck, dass die Durchführung der Preisverleihung im kleinen Rahmen möglich sein würde. Jedoch sollte der Höhepunkt der Spannungskurve noch nicht erreicht sein: Die Verleihung musste kurzfristig abgesagt werden. Leider hatte die Pandemie uns wieder fest im Griff und die Preisträger aus Italien mussten sich weiterhin gedulden.

Die Ausgezeichneten des Teatro dell'Argine mit Ansgar Wimmer (Vorstandsvorsitzender der Toepfer Stiftung) © Kirsten Haarmann, kh-fotografie.com

Die Ausgezeichneten des Teatro dell'Argine mit Ansgar Wimmer (Vorstandsvorsitzender der Toepfer Stiftung) © Kirsten Haarmann, kh-fotografie.com

3. Akt

Am 31. März 2022, fast zwei Jahre nach der Verkündung des Preises, fand dann die Max-Brauer-Preisverleihung in der JazzHall in Hamburg statt. In kleinem, persönlichem Rahmen wurde die Urkunde und die Max-Brauer-Medaille feierlich an Micaela Casalboni und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Compagnia dell’Argine überreicht. Wir wurden gefesselt von Micaelas Erzählungen über das Schaffen und Wirken ihrer Theaterkompanie, ergriffen durch die Darbietung und Interpretation des Sting-Titels „Fragile“ und berührt von der spürbaren Verbundenheit zweier europäischer Länder. Die Preisverleihung markierte einen ehrenvollen Höhepunkt der langen Reise einer von der Corona-Pandemie betroffenen Kultureinrichtung, die sich in den vergangenen zwei Jahren immer wieder neu erfinden und um ihr Überleben kämpfen musste.

Epilog

Ein Bericht von Maria Casalboni, Gründerin und Leiterin der Theaterkompanie Compagnia dell’Argine:

It was April 2020 when Zandile Darko contacted me to ask if I could meet her on Skype.

«Yes, of course», I replied, «I have plenty of time at the moment».

I had met Zandile back in 2017 at the Genshagen Stiftung, and later, in 2018 in Bologna, when she was scouting for the Kairos Prize. After that, we had always kept in touch, and so, when she wrote me to know how we were doing, I couldn’t imagine that the Toepfer Stiftung had awarded us the Max-Brauer-Preis.

At that time the Covid situation in Italy was very uncertain and frightening, with thousands of people ill, so many others dead and dying alone, in hospitals that were packed over their capacity, and dealing with a virus that was still a mystery.

Our theatre was closed, all working places except a few were closed, we were all closed in our houses, in our thoughts, with our fears, far from our dearest ones, far from the beautiful community that usually surrounds us.

Yet, the story of our renaissance starts right here, in these dark times, and from our community: the local community, made by the very diverse people who usually come to our theatre as spectators and theatre students, and the larger community of friends, colleagues and partners all around the world, the fellows of many international projects.

All these people really gave us the strength to look forward. Among these people, Zandile and the Toepfer Stiftung, announcing this incredible act of generosity, that was also a recognition of our work. Others contacted us to write projects together and apply to European calls; others made donations, even very little ones, or helped us spread the donation campaign.

From this humus grew the strength to restart: we created an online space to reunite our community and offer them artistic and cultural contents along with games to be done together during the lockdown (“Quelli dell’ITC”, a Facebook  group counting today almost 800 people); we invented new video and online workshops and projects, to fill the gap of those activities that were banned for almost 2 years in Italy (with the only exception of the Summer months, and still with many limitations); we managed to conclude the huge project “Politico Poetico”, involving over 500 teenagers on the Bolognese metropolitan area on issues related to the UN Agenda 2030 on sustainable development; we fought to keep on working with the most invisible ones, those who suffered the most from this pandemic: people with disabilities, the inmates in Bologna prison, those living in reception centres for homeless people, refugees and asylum seekers.

We reinvented our work, as we were reinventing ourselves, together with all the people around us.

We have lost some fellows, we are still recovering from difficulties, but we have won some important battles, and above all, we’re still standing. And trying to help those who are suffering more now, like people from Eritrea, Afghanistan and Ukraine.

Because solidarity makes a circle, and no one is saved alone.

Fotogalerie und Titelbild: © Kirsten Haarmann, kh-fotografie.com